2020-12-28

 

Ein Blick in die Wieselwelt

NAROS News

 

Was bewegt sich da auf der mit Mäusehaufen übersäten Wiese? Im halbhohen Gras streckt ein kleines, schlankes, braunes Tier seinen Kopf zwischen den Halmen empor. Gleich darauf verschwindet es wieder um bald blitzschnell zum nächsten Grasbüschel zu rennen. Dort stellt es sich auf die Hinterbeine, schaut sich um, horcht, schnuppert – und schwupp – ist es wieder weg, bis es an einer andren Stelle von neuem auftaucht. So geht das Spiel einige Zeit weiter, dann ist das Tierchen endgültig verschwunden ist. Vielleicht ist es in einen Mausegang eingedrungen, wo es eine Beute aufgespürt hat.

Sie haben es wohl erraten: es ist ein Wiesel, das sich bei diesem Verhalten beobachten lässt. Das Wiesel, auch Hermelin genannt, ist nach dem Mauswiesel das kleinste Raubtier überhaupt. Es gehört in die Familie der Marder. Im Sommer ist sein Fell auf der Oberseite braun, auf der Unterseite weiss gefärbt. Nach dem Fellwechsel im Herbst ist die ganze Behaarung weiss. Nur die Schanzspitze bleibt auch in der kalten Jahreszeit schwarz. Diese schwarze Schwanzspitze ist ein Unterscheidungsmerkmal zum etwas kleineren Mauswiesel.

Das Wiesel ernährt sich hauptsächlich von verschiedenen Mäusen, Maulwürfen und Spitzmäusen. Nur wenn das Nahrungsangebot knapp wird, weicht es auf kleinere Vögel, seltener noch auf Reptilien, Fische und Insekten aus. Als Mäusejäger ist das Hermelin sehr geschickt. Ein feines Gehör und ein empfindlicher Geruchssinn helfen ihm beim Aufstöbern der Beute. Dank seiner schlanken Gestalt kann es in Mäusegänge eindringen und die Beute dort ergreifen. Mit einem Biss ins Genick wird sie getötet. Auch die Anzahl der erbeuteten Mäuse ist beachtlich: Während der Aufzuchtzeit der Jungen jagt das Weibchen 50 – 100 Mäuse in einer Woche! Kein Wunder ist das Wiesel bei den Landwirten als effizienter „Feldmauser“ beliebt! Im April/Mai bringt die Fähe 6 – 9 Junge zur Welt. Diese sind anfänglich blind und hilflos und müssen von der Mutter während 6 Wochen gesäugt werden. Nach 8 Wochen jagen sie selbständig und im Alter von 12 Wochen verlassen sie die Wochenstube.

Wiesel brauchen einen reichstrukturierten Lebensraum. Ast- und Steinhaufen, die vor Niederschlägen und Feuchtigkeit schützen, dienen ihm als Rückzugsort, Versteck und „Kinderstube“. Für Greifvögel, Reiher und Füchse sind Wiesel willkommene Beutetiere. Um sich vor diesen Fressfeinden zu schützen, dürfen sie auf keinen Fall erspäht zu werden und müssen deshalb in Deckung bleiben. Strukturelemente wie dichte Hecken, Säume, Altgrasstreifen und Brachen ermöglichen dem Hermelin, unbemerkt und sicher vor Feinden seine Jagdgebiete aufzusuchen oder von einem Rückzugsort zum andern zu wechseln.

Mit dem Anlegen solcher Strukturen können die Wiesel in unserer Kulturlandschaft  gefördert werden. Gerade das Aufschichten von Asthaufen ist nicht sehr aufwändig und dient ausser dem Wiesel noch vielen weiteren Tieren als Lebensraum und Versteck. Der zusätzliche Einbau einer Aufzuchtkammer  bietet dem Tier die Möglichkeit, hier seine „Kinderstube“ einzurichten. Unter www.wieselnetz.ch finden Sie Informationen und genaue Anleitungen, wie eine solche „Wieselburg“ angelegt werden kann oder wie Sie Wiesel mit andern Massnahmen fördern können.  

Unser Verein hat auch schon mit Schulklassen solche „Wieselburgen“ gebaut.  Möchten Sie auch etwas in der Natur für die Natur tun? Sind Sie an unserer Arbeit interessiert? Dann schreiben Sie uns an info@naros.ch.